Eva Locher: Natürlich, nackt, gesund - Die Lebensreform in der Schweiz nach 1945
Die Dissertation ist 2021 im Campus Verlag erschienen. Das Buch kann beim Verlag oder im Buchhandel (z.B. ex libris) bestellt werden. Wegen der Förderung durch den Schweizerischen Nationalfond wird das eBook kostenlos und frei zugänglich (Open Access) zur Verfügung gestellt.
Die Lebensreformerinnen und Lebensreformer kritisierten die Umweltverschmutzung, den ungesunden Lebensstil oder den Massenkonsum. Diesen diagnostizierten Krisen stellten sie das Ideal des einfachen, naturbewussten und gesunden Lebens gegenüber. Sie wollten durch eine Veränderung des Alltags eine Verbesserung der Gesellschaft erreichen. Dieser Ansatz erlangte während des gesamten 20. Jahrhunderts große Kontinuität. Themen wie die Atomenergie oder das wachsende gesellschaftliche Bewusstsein für Umweltfragen dienten dazu, die seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert zirkulierenden lebensreformerischen Diskurse und Praktiken in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts neu zu legitimieren und zu akzentuieren.
Die Schweiz avancierte in der Nachkriegszeit zu einer wichtigen Drehscheibe der transnationalen Lebensreform. Schweizer Protagonisten verlegten zentrale Publikationen, organisierten Treffen und standen mit Reformerinnen und Reformern aus anderen Ländern in regem Austausch. In den 1970er Jahren stießen die lebensreformerische Umgestaltung des Alltags und ihr Wunsch nach einem natürlichen und ökologischen Leben im Alternativmilieu auf Resonanz. Von dort aus diffundierten reformerische Konzepte weiter in die Gesellschaft und sind im zeitgenössischen Alltag noch immer präsent – ohne dass wir uns ihrer historischen Wurzeln gewahr sind.
Eva Locher beschreibt erstmals die Entwicklung der Lebensreform in der Schweiz in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus transnationaler Perspektive. Im Zentrum stehen die wichtigsten Teilbereiche Ernährungsreform, Naturheilkunde und Freikörperkultur, Die Autorin behandelt das Akteursgeflecht und analysiert die reformerischen Praktiken und Diskurse. Sie operiert in ihrer kultur- und sozialgeschichtlich ausgerichteten Studie methodisch mit den Konzepten des sozialen Milieus und des Kulturtransfers. Als Quellen dienen lebensreformerische Zeitschriften und Monographien, nicht publizierte Dokumente aus öffentlichen und privaten Archiven aus dem In- und Ausland ebenso wie Publikationen aus dem Alternativmilieu.
Rezensionen
- Bernd Wedemeyer-Kolwe im "Bayerischen Jahrbuch für Volkskunde", 27.09.2021, zur Rezension...
- Bernadett Bigalke auf infoclio.ch und HSozKult, 05.01.2022, zur Rezension...
- Justus H. Ulbricht im Archivjahrbuch des AdJB " Jugend – Gewalt", 2023
2005 bilinguale Matur Deutsch-Englisch mit Schwerpunktfach Latein am Gymnasium Liestal (BL), 2009 Bachelor of Arts in Geschichte und Sociologie und 2012 Master of Arts in Geschichte und Soziologie an der Universität Fribourg.
Titel der Masterarbeit „Zwischen Macht und Ohnmacht. Zur administrativen Versorgung ‚gefallener‘ Mädchen ins freiburgische Institut Bon Pasteur von den 1920er- bis 1940er Jahren“, Betreuung: Prof. Damir Skenderovic.
Zwischen 2014 und 2018 Lehrbeauftragte und Doktorandin am Departement für Zeitgeschichte an der Universität Fribourg; Dissertation zur Lebensreformbewegung in der Schweiz im Zeitraum 1950 bis 1980 im Rahmen des SNF- Forschungsprojekt "Die Lebensreformbewegung in der Schweiz im 20. Jahrhundert".
Titel der Dissertation: Wider den „Irrsinn in der Welt“. Die Lebensreform in der Nachkriegsschweiz.
2020 Kuratorin der Ausstellung «Lebe besser! Auf der Suche nach dem idealen Leben» im Bernischen Historischen Museum.
In der Hochschulpolitik, bei NGOs und in Museen für verschiedene Projekte verantwortlich.