Die Insel Capri, unweit vor der Küste Neapels, gehörte um 1900 – ähnliche wie der Monte Verità in Ascona – zu den transnationalen Treffpunkten der Intellektuellen, Kunstschaffenden und Bohemiens wie auch der Lebensreformer und Lebensreformerinnen in Europa. Bekannte Schriftsteller wie Rainer Maria Rilke oder Maxim Gorki waren ebenso wie der deutsche Industrielle Friedrich Alfred Krupp und der erste Nobelpreisträger für Medizin, Emil Adolf von Behring, längere Zeit auf Capri. Später versammelte Filippo Tommaso Marinetti die Futuristen auf der Insel vor Neapel. Einige Maler wie Hans Paule oder Otto Sohn-Rethel liessen sich dort für viele Jahre nieder. Nach Skandalen, juristischen Auseinandersetzungen und finanziellen Engpässen verschlug es auch den deutschen Symbolisten und Lebensreformer Karl Wilhelm Diefenbach auf die italienische Insel. Ab 1899 bis zu seinem Tod im Jahr 1913 lebte und arbeitete der „Kohlrabi-Apostel“ auf Capri. Unschwer lassen sich auf vielen Bildern aus dieser Zeit die steilen Küsten mit der rauen See und die berühmten Grotten der Insel erkennen.
In der Certosa di San Giacomo gibt es eine Dauerausstellung mit Werken Diefenbachs und einen wunderbaren Blick auf die beeindruckenden Naturkulissen, die vor über 100 Jahren nicht nur Diefenbach zum Verweilen auf Capri veranlassten.