Wie kaum ein anderer Ort der Schweiz ist der "Monte Verità" in Ascona mit den Utopien der Lebensreform verbunden. 1900 als Vegetarierkolonie gegründet, entwickelte sich der "Berg der Wahrheit" zu einem naturheilkundlichen Sanatorium und später zu einem transnationalen Anziehungspunkt für Intellektuelle, KünstlerInnen und Weltverbesserer. Vor allem die grossen Namen der BesucherInnen haben den Mythos "Monte Verità" begründet: Hermann Hesse, Max Weber, Ernst Bloch und Otto Gross waren dort. Die Dadaisten um Hans Arp, Hugo Ball und Emmy Hennings flohen vom Ersten Weltkrieg in die heile Welt des "Monte Verià". Rudolf von Laban brachte die Koryphäen des Ausdruckstanzes nach Ascona und nachdem in den 1920er Jahren der Bankier Eduard von der Heydt die Überreste der alten Siedlung gekauft hatte, traf sich die europäische "high society" im 1929 durch Emil Fahrenkamp erbauten Bauhaus-Hotel.
Von Anfang an oszillierte der "Monte Verità" zwischen Experimentierraum für alternative Lebensweisen und bürgerlichem Sehnsuchtsort. Mit der Ausstellung "Mammelle delle verità" belebte der Kurator Harald Szeemann 1978 den Mythos "Monte Verità" neu. Wieder zog die Idee eines "anderen Lebens" Aussteiger, Hippies und Träumer nach Ascona. Heute wird das alte Bauhaus-Hotel auf dem kleinen Hügel über Ascona als Konferenzzentrum der ETH Zürich genutzt. Seit 2013 bietet die ehemalige Vegetariersiedlung jährlich die Kulisse für ein internationales Literaturfestival. In den 2010er Jahren scheint damit wieder die Zeit der "high society" auf dem "Monte Veritè" angebrochen zu sein. Zwar wird immer noch über "Utopien" diskutiert, aber den "Dämonen" wurde an der zweiten Ausgabe des Festivals deutlich mehr Raum gewährt. (Mehr Informationen zum Eventi letterari 2014...)